Verteidigungslinien im Nordschwarzwald und Kraichgau

des 17. und 18. Jahrhunderts

In den Erbfolgekriegen entstanden zur Verteidigung und Abwehr im ganzen Südwesten (Pfalz, Baden, Württemberg) viele Verteidigungsanlagen, sogenannte Linien -  ähnlich dem römischen Limes -  Bollwerke gegen die Heere des französischen Königs Ludwig XIV.

Im Schwarzwald entstanden die sogenannten Schwarzwaldlinien, die von Pforzheim/Neuenbürg beginnend die Eppinger Linie fortsetzten, welche von Neckargemünd durch den Kraichgau bis nach Pforzheim-Dillweißenstein reichte. Südlichster Punkt der Schwarzwald-Linien war das Gebiet um Bad Säckingen.


Mehr dazu in: "Militär in Pforzheim - ein Beitrag zur Stadt- und Regionalgeschichte" (Verlag regionalkultur, ISBN:978-3-89735-651-1)

Erbfolgekriege ab Seite 32

Eppinger Linie ab Seite 37 

Oberhalb von Niefern/Enzkreis steht die  Rekonstruktion eines Beobachtung- und Signalturms bei der "Waldschanze" (Durlacher  Hornwerk )  der Eppinger Linie (siehe mehr  in "Militär in Pforzheim", oben)

Gut  zu finden:  Östlich der Autobahnbrücke/Verbindungsstraße  Niefern-Hagenschießsiedlung Pforzheims.  Foto: Franke

Über GPS-Koordinaten:

48 ° 54´ 14,8 ´´ (48,904120)

8° 46´58,50´´ (8,782920)




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Veröffentlicht im "Nachrichtenbrief Nr. 168 ((2014) des Kreisgeschichtsvereins Calw, ab Seite 7,  "Auf Spurensuche im Nordschwarzwald"  oder  hier PDF-Datei öffnen, oder unter diesem Titel

                                                                                              "googeln".

 

Die Redouten( Schanzen) haben eine quadratische Form (35 x 35 Meter) , innen ein Blockhaus für Soldaten, außen Wälle und Palisaden. Diese Erdbefestigungen waren genormt und finden sich noch zahlreich  in den Wäldern ( siehe Karte oben , Koordinaten zoomen oder bei  Kreisgeschichtsverein Calw nachlesen oder googeln).

 Abbildung:  Infotafel der Redouten (WLB)



Der Soldatenbrunnen wurde vermutlich im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang mit den Franzoseneinfällen (z.B. Erbfolgekriege) zur Versorgung der Soldaten in den Redouten (z. B. "Alexanderschanze") des oberen Eyachtals erbaut. Wer ihn anwandern will: Von Bad Wildbad/ Sommerberg/Baumwipfelpfad nach Westen ca. 2,8 km in Richtung Eyachtal (in GoogelMaps aufgeführt). Der Weg auf der Höhe ist ausgeschildert.   Siehe auch Karte oben oder  googeln unter "Auf Spurensuche im Nordschwarzwald" und unter "Das Eyachtal - wirtschaft- und militärgeschichtlich betrachtet"   in diesen Web-Seiten unter "Wirtschaftsgeschichte"/ über Startseite.                                                                                Foto: Franke                                                                        

Über drei Jahrhunderte hinweg litten die Bewohner des Norschwarzwaldes unter den ständigen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und den Deutschen. Öffnen Sie die folgenden PDF-Datei, dort erfahren Sie die Gründe "Der Nordschwarzwald aus militärgeografischer Sicht":


Etwas gekürzt auch in : Nachrichtenbrief Nr. 206 (2019) des Kreisgeschichtsvereins Calw, ab Seite 7.

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Reisevorschläge zur deutsch-französischen Militärgeschichte im Elsass

Die Grenzregion "Elsass" war seit Mitte des 17. Jahrhunderts über 300 Jahre hinweg immer wieder ein Ort blutiger Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Franzosen. Festungen, Bunkeranlagen, Schlachtfelder, Verteidigungslinien und Soldatenfriedhöfe zeugen von dieser traurigen Vergangenheit. Hagen Franke hat diese  Nachbarschaftsgeschichte  zur Mahnung an die Nachgeborenen zusammengestellt. Bei den Touren wird der ganze Wahnsinn sichtbar, den Feindschaft mit ihren Kriegen anrichten kann. U.a. war der Nordschwarzwald auch immer von diesen Auseinandersetzungen betroffen (siehe auch in : Militär in Pforzheim, Verlag regionalkultur).

Veröffentlicht im "Nachrichtenbrief Nr. 165 (2014), des Kreisgeschichtsvereins Calw ab Seite 6.  Zum Lesen und Ausdrucke hier PDF-Datei öffnen   oder googeln unter dem obigen Titel.
 


-Die Fotos zeigen  den "Hartmannsweiler Kopf" (franz.: Vieil Armand), nordwestlich von Mulhouse, um den im Ersten Weltkrieg  beide Seiten  ehrgeizig kämpfend ganze Regimenter  in den Tod schickten.  Oben den französischen Friedhof im Silberloch, unten eine von vielen in den Boden gegrabene Stellung.                                                                                                                        Fotos: Franke


Die Festung Mutzig (ca. 20 km westlich von Straßburg) wurde in der deutschen Zeit unter Kaiser Wilhelm II. ab 1893  erstmals mit Beton gebaut. In ihr konnten unterirdisch bis zu 7000 Soldaten einquartiert werden. Eine  von oben kaum sichtbare Anlage.


Die Franzosen bauten  darauffolgend in den 30er Jahren die Maginot-Linie, ebenfalls ein gigantisches Verteidigungssystem. Z.B.: Schoenenbourg oder Simserhof bei Siersthal > www.simserhof.fr

Im Süd-Elsass (westl. von Breisach)  befindet sich die vollständig erhaltene "Festungsstadt"  Neuf-Brisach, die nach Plänen des genialen Festungsbaumeisters Ludwig XIV., Marschall Marquis  de Sébastien Vauban (1633-1707)erbaut wurde.  Ebenfalls von ihm begonnen:  die Zitadelle von Bitsch/Bitche im Nord-Elsass.


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Der Deutsche Krieg in der Tauberregion 1866

Während in Böhmen 1866 die Hauptarmeen der Österreicher und Preußen aufeinander trafen, marschierten die Divisionen der Badener und Württemberger in der Main-Tauber-Region gegen die Main-Armee der Preußen mit ihren Verbündeten. Im Taubertal kam es zu heftigen Gefechten und in Tauberbischofsheim zu einem  sinnlosen Blutbad. Auch viele Soldaten u. a.  aus den Kreisen Calw, Enzkreis, Karlsruhe, Rastatt und Ludwigsburg fanden dabei den Tod.


Württembergisches Denkmal der Gefallen in Tauberbischofsheim


Mehr dazu ausführlich von Hagen Franke in: DER BOTE 47,  (2016) Wehrgeschichtliches Museum Rastatt . Ab Seite 10.

Downloaden und öffnen hier:


Oder:  Die Gefallenen der früheren Oberämter  Calw, Nagold und Neuenbürg  sind auf dem Denkmal in Tauberbischofsheim aufgeführt.  Nachzulesen und  downloaden  in:

Veröffentlicht im "Nachrichtenbrief Nr.182 (2016)  des Kreisgeschichtsvereins Calw. Titel : "Der Deutsche Krieg von 1866 und seine Spuren im Taubertal", Seite 3  oder

hier PDF-Datei öffnen:                                                                                                   Foto: Franke


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Pforzheim als Garnisonstadt

Im Laufe der Stadtgeschichte war Pforzheim seit der Römerzeit  auch immer Standort für militärische Einheiten.
Jedoch mit  dem Bau der Buckenberg-Kaserne 1935/36 wird Pforzheim im eigentlichen Sinne  Garnisonstadt mit kompletter Infrastruktur.  Erste Belegung:  die sogenannten "111er" (3. Btl./IR 111) der Wehrmacht, bekannt als "Goldschmiedsbataillon", Nach 1945 belegten zunächst US-Einheiten den Komplex, dann seit 1951 französische Regimenter (zuletzt: 3. Husaren-Regiment) und zusätzlich bis 1985 eine US-Battery/Raketenstation Hagenschieß  als "Untermieter". In der Wartberg-Kaserne befand sich  seit den 50ern eine US-Nachrichtenstation, danach zog die  Bundeswehr ein. Mit der Schließung des Bundewehr-Depots (BW-Materiallager) im Stadtteil Huchenfeld 2017 endete zunächst  die Garnisonsgeschichte. Seit 1. April 2023 ist das Materiallager Huchenfeld wieder im Betrieb. Mit ca. 70 Dienstposten ( Soldaten, Soldatinnen und Zivilangestellte) will die Bundeswehr hier präsent sein. 

Diese Garnisonsgeschichte ist in "Militär in Pforzheim - ein Beitrag zur Stadt- und Regionalgeschichte" (verlag regionalkultur) vollständig dargestellt.


Insgesamt 45 Jahre belegten französische Regimenter die Buckenberg-Kaserne ( franz.: Quartier Burnol). Die französiche Garnison ist Teil der Stadtgeschichte. 1951 kam das " 2. Algerische-Spahi-Regiment"  und zuletzt das traditionsreiche 3. Husaren-Regiment  ("Esterhazy"). Es verließ Pforzheim 1996, es gehört zur Deutsch-Französischen-Brigade und liegt heute in Metz. Die Abbildung zeigt die Titelseite ihrer Regimentszeitung.




Im Bild  das Eingangstor der Wartberg-Kaserne, die ab 1953 für Nachrichteneinheiten der US-Streitkräfte gebaut wurde. Im Zuge des Vietnam-Krieges verließen die  letzten Soldaten 1970 die Station.  Es folgte das "Verteidigungskreiskommando 523"  der Bundeswehr bis 1994. Auf dem Gelände steht heute das Briefverteilzentrum der Post.



 

Links das Wappen der "Delta Battery" des "3. US-Raketenartillerie-Bataillons", welches im östlichen Areal der Buckenberg-Kaserne ihre Unterkünfte hatte und im Hagenschieß (Nähe Autobahnanschluss Pforzheim- Süd) von 1961 bis 1985 das Nike-Raketen-Abschuss-Gelände (NIKE LOKATION PFORZHEIM-WURMBERG -LAUNCHING-AREA) betrieb.

Mehr Informationen, Bilder und Karten in der Chronik : Militär in Pforzheim - ein Beitrag zur Stadt- und Regionalgeschichte. Verlag regionalkultur 2011. (in Bibliotheken und im  Buchhandel erhältlich) 

Abbildungen : Franke

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Pforzheim im Ersten Weltkrieg

Im Gegensatz zu Karlsruhe, wo am 15. Juni 1915 bei einem  französischen Luftangriff 27 Menschen ums Leben kamen, blieb, trotz einiger Fliegeralarme, Pforzheim von Kriegshandlungen verschont.

Pforzheim war während des Krieges als Verkehrsknoten (Bahn, Straße) von großer Bedeutung: Durchzüge ganzer Division von westlichen zu östlichen Kriegschauplätzen und umgekehrt (einschließlich deren Versorgung ) bestimmten das tägliche Bild am Bahnhof. Außerdem diente die Stadt als  logistischer Stützpunkt aller Güter zur Versorgung der Armeen an den Fronten. Als (Zentral)-Lazarettstadt aller Truppenteile war sie überall gekennzeichnet. Einige Kriegsgefangenlager und Standort  einer Maschinengewehr-Ausbildungs-Kompanie sowie Standort des Kriegsbekleidungsamtes ("Schneiderbataillon") des  XIV. Badischen Armeekorps füllten viele Schulen.

Alles ausführlich nachzulesen und bebildert in: Militär in Pforzheim - ein Beitrag zur Stadt- und Regionalgeschichte. Verlag regionalkultur.

Ab Seite 68 (In Bibliotheken und Buchhandel erhältlich)


Der  Haupt- und Güterbahnhof der Stadt  war "Umschlagplatz" von Mensch, Tier und Material für die Fronten in West und Ost.                                                 Foto: Wolf


 

Zahlreiche Schulen der Stadt waren belegt mit Verwundeten, einquartierte Soldaten und Gefangenen.

Hier als Beispiel:  Die Goldschmiedeschule/Gewerbeschule als Lazarett (heute: Parkplatz Goldschmiedeschulplatz).                                                                                                   Foto:  Schwarz

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Pforzheim im Zweiten Weltkrieg - Eroberung der Stadt im April 1945

Nach dem verheerenden Luftangriff auf Pforzheim am 23. Februar 1945 , bei dem fast 35 % der Bevölkerung den Tod fanden, traf ab dem 8. April die Bewohner ein weiterer Schicksalsschlag: Die in Schutt-und Asche liegende Stadt sollte gegen die anrückenden Verbände der 1.  Französischen Armee, die einer US-Heeresgruppe unterstellt waren, verteidigt werden. Ein nach den kommandierenden Wehrmachts-Generälen völlig sinnloses Unterfangen, jedoch der fanatische NSDAP-Kreisleiter Knab zwang die Soldaten mit Hilfe des Reichsverteidigungskommissars  zum Widerstand. Zwei Kolonialdivisionen griffen den Verteidigungsraum an. 

Mehr dazu ausführlich mit Bildern und Karten in : Militär in Pforzheim - ein Beitrag zur Stadt- und Regionalgeschichte. Verlag regionalkultur. Ab Seite  120


Im Gewölbekeller hinter dieser Mauer beim Brauhaus/Gabelsberger Straße befand sich im  April 1945 der Gefechtsstand der Verteidiger. Oberleutnant Bujanowski hatte den Befehl, die Stadt gegen die aus Norden angreifenden französischen Einheiten zu verteidigen, was zunächst gelang. Als weitere Kolonialtruppen vom Süden und Westen her die Verteidiger in die Zange nahmen, erfolgte am 18. April die Kapitulation.               Foto: Franke (2017)

Weitere Literaturtipps:

Ursula Moessner-Heckner: Pforzheim - Code Yellowfin.  (Analysen zum Luftangriff), Verlag Thorbecke.

Hans-Peter Becht: "Führer befiehl ..."  -  Das nationalsozialistische Pforzheim 1933-1945.  Verlag regionalkultur.

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Landgraben bei Neuhausen-Münklingen-Möttlingen


Landgräben als Grenzsicherung, Grenzmarkierung, auch als Erdbefestigung zur Verteidigung, finden sich in Alt-Württemberg an verschiedenen Stellen. Der längste mit knapp über 30 km und zugleich älteste Landgraben wurde schon im 15. Jahrhundert südlich  von Heilbronn vom württembergischen Herrscher (Stuttgarter Linie) Ulrich V. (RZ 1442-1480) begonnen und ist unter Eberhard (V. u. I., RZ 1480-1496) im Zusammenhang mit den territorialen Auseinandersetzungen bis in den Raum Lauffen fortgesetzt worden. Über seine militärische Bedeutung sowie über die Fortsetzung weiter nach Süden weiß man insgesamt wegen der dürftigen Quellenlage wenig, jedoch lassen Grabenabschnitte über den Raum Mühlacker, Heimsheim bis zu den "Schanzwiesen" (Quellwiesen des Monbachs zwischen Neuhausen und Möttlingen) - am westlichen Rand der Würm-Nagoldplatte - vermuten, dass im Zuge des Dreißigjährigen Krieges diese Wälle erneuert oder sogar erst angelegt wurden. Großer Wahrscheinlichkeit nach sind diese in Verbindung mit der Eppinger Linie aufgerüstet, eventuell auch erweitert worden, als Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden (1655-1707) als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Reichsarmee am Oberrhein diesen württembergischen Verteidigungsraum gegen die Heere Frankreichs  in den Erbfolgekriegen zu schützen hatte.

Die Landgrabenteile an der alten Landesgrenze von Alt-Württemberg zu Alt-Baden östlich und südlich von Neuhausen (siehe Karte) sind nicht zu übersehen. Über einen größeren militärischen Nutzen an diesen Stellen ist nichts bekannt, denn vom "Biet" (Neuhausen) aus drohte wenig Gewalt und Durchzüge fremder Truppen gab es nur von Osten her, sodass auch andere Funktionen, wie Verhinderung von Schmuggel (Zollrechte) sowie illegalem Grenzübertritt möglich gewesen wären, oder der Bau aus reiner Vorsicht geschah. Dafür sprechen Hinweise aus den Akten des österreichisch-ungarischen Dragonerregiments v. Soyer, welches um 1694 den Abschnitt Pforzheim-Calw zu überwachen hatte. Die Soldaten klagten darüber, dass dort "fast nichts alß berg und wald" sei. Dies bedeutet, dass hier sowieso kein Durchkommen für Heere war, sodass die natürlichen Hindernisse der bewaldeten, steilen Talhänge, z.B. der Nagold/Monbachtal, sicherungsstrategisch ausreichten und eine Weiterführung der Gräben und Wälle dort nicht notwendig war und sie deshalb auch hier endeten.

Die an einigen Stellen bis zu vier Meter tiefen Gräben mit inzwischen stark bewachsenen Böschungen sind im Wald zu Möttlingen und am Ostrand des Büchelbergs noch sehr gut zu erkennen. Grenzpfade laufen den Wällen entlang, wo man immer wieder auf alte beachtenswerte Grenzsteine ("B" und "W") stößt, deren Jahreszahlen auf die letzte Vermarkungzeit um 1852 hinweisen. Für Wanderer mit Sinn für Geschichte sei der Pfadanfang hinter dem Büchelberg (GPS-Koordinaten: 48° 46´ 51,76´´ - 8° 48´41,78´´) empfohlen, der vom altem Friedhof von Münklingen per Fuß nach ca. 200 Metern erreicht wird. Auch hinter dem Reiterhof Toll zieht sich ein Grabenstück am Waldrand nach Westen hin.  

Siehe auch: " Nachrichtenbrief Nr. 196 (2018) des Kreisgeschichtsvereins Calw"  , ab Seite 2 , "Die Landesverteidigung in früheren Jahrhunderten".

(Querverweis :  Ein mittelalterlicher Jakobsweg kreuzt den Landgraben bei Neuhausen/Münklingen, siehe dazu unter "Kirchengeschichte"  hier auf der  Startseite)                                                                                            Text und Karte: Hagen Franke

                                                                              

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Die Luftverteidigungszone West (LVZ)

Ab 1938 sollte der Luftraum entlang der Westgrenze des Deutschen Reiches geschützt sein. Auch die Kreise Pforzheim und Calw lagen in dieser Verteidigungszone. Es entstanden zahlreiche Bunker und Luftabwehrstellungen, die noch heute zu sehen sind. Diese Befestigungslinie wurde mit großem Aufwand erstellt und bringt uns zu Bewußtsein, welch hohes Gut "Frieden" bedeutet.

Das Team um den Architekten und Bauingenieur Friedrich Wein hat die LVZ recherchiert, Reste der Linie erforscht und diese publiziert.



Ein schweres Flugabwehrgeschütz aus der LVZ (West) z. B. im Raum Rötenbach/Calw.   Bis in die 1960er Jahre war eine Bunkerstellung noch deutlich am hinteren Wallberg in Pforzheim (Auf der Wanne, westl. Anwesen  Nr. 13) zu sehen.

                                                                                               Foto: Wein                                                   

Literatur: Felix, Florian und Friedrich Wein: Die Luftverteidigungszone West zwischen  Nagold, Neckar und Schwarzwald.

Felix, Florian und Friedrich Wein: Hornisgrinde - Wehrgeschichte eines Schwarzwaldberges.  Beide Verlag Explorate oder bei Friedrich Wein: www.brand-denkmalschutz.de

In: "EINST & HEUTE", Historisches Jahrbuch für den Landkreis Calw 2018/19. S.  103 ff.

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Flugabwehrstellung zwischen Neuhausen und Steinegg

Während des Krieges (ab 1942/43) befand sich unmittelbar östlich der St. Wendelin-Kapelle auf dem nach Steinegg hin abfallenden Wiesen-und Ackergelände eine mobile Flak-Stellung/Luftraumbeobachtungsstation bestehend aus fünf  kleinen Unterkunftshäuschen für je bis zu 10 Soldaten. Die Station war nicht ständig besetzt, auch die Geschütze wurden im Bedarfsfall als Kfz-Anhänger antransportiert. Die Einsatzkräfte gehörten einer Einheit an, die zeitweise auch in der Buckenberg-Kaserne Pforzheims einquartiert war. Die Gebäude standen verteilt zwischen Landstraße und östlichem Wald, um den militärischen Charakter zu vertuschen. Nach 1945 dienten sie einige Jahre Vertriebenen und Ausgebombten als Quartier, teilweise wurden sie bis in die 1990er Jahre landwirtschaftlich genutzt. Ein Gebäude davon - inzwischen natürlich umgebaut - wird noch heute als Wohnhaus benutzt und ist von der Kapelle aus sichtbar.

 


Unterhalb der Kapelle erinnert ein Fundamentrest (Mauerwerk) an das Waschhäuschen der Soldaten. Die Wasserzuführung erfolgte über eine abgezweigte Rohrleitung der Hauptversorgungsleitung Würmtal-Steinegg-Neuhausen. Steinegger Mauerer führten einst die Bauarbeiten durch. Zur Lage sei erwähnt, dass die heutige Straßenführung jüngeren Datums ist (andere Höhe) und der Standort wegen der Nähe zur Hauptwasserleitung gewählt wurde.

Text und Foto: Franke









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Heeres-Nebenmunitionsanstalt Pforzheim-Hagenschieß

Die in verschiedenen Unterlagen der Wehrmacht erwähnte "Munitionsanstalt   Pforzheim-Hagenschieß" (abgekürzt: Muna) wurde 1938 im Zuge der Aufrüstung im gut getarnten waldreichen Gelände des Hagenschieß angelegt (siehe Karte folgend), außerdem wurde der Standort noch zusätzlich durch zahlreiche ebene Waldwege in der Nähe der Buckenberg-Kaserne begünstigt, sodass das eingezäunte und mit mehreren Holzbaracken versehene Terrain hier gut betreut und bewacht werden konnte.

Mit Beginn der Kriegsvorbereitungen (Polen- u. Frankreichfeldzug) wurde dort hauptsächlich Infanterie- u. Artilleriemunition gelagert, jedoch wurde hier nicht laboriert. Funktion und Größe weisen die Anlage deshalb nur als Nebenmunitionsanstalt aus. Im Verlauf des Krieges - weitab an fernen Fronten - verlor der Lagerplatz an Bedeutung; erst im Winter 1944/45 nahmen die Aktivitäten dort wieder zu.

Beim Einmarsch der Einheiten der 1. Französischen Armee in Pforzheim am 18. April 1945 flohen die Wehrmachtsangehörigen Richtung Heimsheim. Danach diente das Gebiet um das Munitionslager zunächst der französischen und ab Juli 1945 der amerikanischen Besatzungsmacht als Sammel- u. Sprengplatz für Munition aller Art aus der Region Pforzheim.

Im Jahre 1949 übernahm das "Munitionräumkommando Nordbaden" (Karlsruhe) den Sprengplatz und betrieb ihn bis 1959.

Nur wenig erinnert im Wald noch an diese schreckliche Zeit. Einige Fundamentreste, Explosionstrichter, Hüttenreste und ein Gedenkstein der Opfer inmitten eines bepflanzten Areals sind für aufmerksame Wanderer noch erkennbar.



Eine von mehreren Fundamentresten einer Munitionslagerbaracke (siehe Karte oben) am östlichen Rand des Weges (Maße: ca. 8 x 16 m). Die flachen Dächer waren zur Tarnung bepflanzt.







Am Eichenweg sieht man noch links am Wegrand eine Werkhütte aus Backsteinmauerwerk teilweise verputzt mit Stahltür.








Der Gedenkstein erinnert an die sechs Sprengmeister, die hier bei den lebensgefährlichen Arbeiten zu Tode kamen.



Text, Karte und Fotos von Hagen Franke (2020).



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